Trump, China und die Märkte – Hoffnung oder Fehleinschätzung?
Die Finanzmärkte feiern eine Zwischenlösung im Zollstreit. Doch unter der Oberfläche brodelt es – die ökonomischen Risiken sind nicht vom Tisch.
Der globale Handelskonflikt hat am Wochenende eine neue Wendung genommen. Nach wochenlanger Eskalation einigten sich die USA und China überraschend auf eine 90-tägige Zollpause. Für die Märkte war das ein Befreiungsschlag: Die Indizes zogen an, Anleger schöpften Hoffnung. Doch wie belastbar ist dieses Momentum – und was bedeutet es für Investoren?
Die Politik inszeniert, die Märkte springen
Trumps Eskalationsstrategie
Donald Trump verfolgt eine klare Kommunikationslinie: Erst zuspitzen, dann als Retter auftreten. Die Zölle auf chinesische Produkte wurden auf 145 % erhöht, China konterte mit 125 %. Jetzt: Reduktion auf 10 % – ein Triumph für die Märkte? Wohl kaum. Experten wie Holger Schmieding (Berenberg) warnen: Ohne Einigung wäre der Handel zum Erliegen gekommen. Es war eine Notbremse, kein Durchbruch.
Zweiter inhaltlicher Schwerpunkt: Der fundamentale Blick trübt das Bild
Während Indizes steigen, liefern die Fundamentaldaten ein anderes Bild: Das Konsumentenvertrauen bricht ein, Investitionspläne werden zurückgestellt. Die weichen Daten fallen – die harten (noch) nicht. Das ist typisch für eine Verzögerung in wirtschaftlichen Schocks, wie auch die US-Fed aktuell betont.
Vier zentrale Beobachtungen:
- Weiche Konjunkturdaten (Verbraucherstimmung, Capex-Pläne) sinken auf Rezessionsniveau
- Harte Indikatoren wie Arbeitsmarkt und Konsum halten sich, werden aber zunehmend fragil
- Bewertungen an den Aktienmärkten bleiben hoch – vor allem in den USA
- Die 90-Tage-Zollpause ist taktisch, nicht strategisch begründet
Die heutige Marktstimmung basiert auf Hoffnung – nicht auf belastbarer Verbesserung der Rahmenbedingungen. Der Druck auf politische Lösungen steigt. Doch ohne echte strukturelle Einigungen im US-China-Handel droht spätestens im Spätsommer ein Rückschlag. Anleger tun gut daran, selektiv zu bleiben und sich nicht von kurzfristiger Euphorie blenden zu lassen.