Zurück auf der europäischen Bühne – Schweizer Aktien feiern ihr Comeback
Der Streit zwischen der EU und der Schweiz um die Börsenäquivalenz ist beendet. Seit dem 1. Mai 2025 dürfen Schweizer Aktien wieder an EU-Börsen gehandelt werden. Die politische Geste hatte symbolische Kraft, praktisch blieben die Folgen aber überschaubar. Was heisst das für Anleger – und wie entwickeln sich die Kurse teurer Schweizer Qualitätsfirmen künftig?
Wie kam es so weit? Der Bruch zwischen Brüssel und Bern
Der Ursprung des Konflikts liegt im Jahr 2019: Damals entzog die EU der Schweiz die sogenannte „Börsenäquivalenz“ – eine formale Anerkennung, dass die Schweizer Regulierung den EU-Standards entspricht. Vordergründig ging es um Marktregeln, faktisch war es eine politische Retourkutsche: Die Schweiz hatte das institutionelle Rahmenabkommen mit der EU nicht unterzeichnet, woraufhin Brüssel mit diesem Nadelstich reagierte.
Die Reaktion der Schweiz folgte prompt: Sie setzte eine Schutzmassnahme in Kraft, welche es EU-Wertpapierfirmen untersagte, Schweizer Aktien an Handelsplätzen in der EU zu handeln. Damit verlagerte sich der gesamte Handel mit Schweizer Titeln zurück an die heimische SIX Swiss Exchange. Statt die Schweiz zu schwächen, stärkte dieser Schritt kurzfristig sogar den Schweizer Finanzplatz.
Beendet – aber nicht vergessen: Das Comeback der Äquivalenz
Seit dem 1. Mai 2025 ist das Kapitel geschlossen: Die EU erkennt die Schweizer Börse wieder als gleichwertig an, und im Gegenzug hebt die Schweiz ihre Schutzmassnahmen auf. Die Rückkehr zur Normalität war technisch längst eingeleitet – bereits 2024 hatte die EU die Handelsbeschränkungen de facto gelockert.
Politisch ist der Schritt ein wichtiges Symbol: Es zeigt, dass die EU und die Schweiz wieder aufeinander zugehen. Die Schweizerische Bankiervereinigung sieht darin ein Signal, nun auch den Marktzugang für Finanzdienstleister neu zu verhandeln. Auch das Thema Doppelkotierungen dürfte neuen Schwung bekommen.
Welche Auswirkungen hat das auf den Markt?
Kurzfristig bleiben die praktischen Effekte begrenzt – der Handel hatte sich ohnehin auf die SIX konzentriert. Doch mittelfristig ist die Öffnung ein Plus für Liquidität, Transparenz und internationale Sichtbarkeit. Anleger aus der EU können Schweizer Aktien wieder einfacher handeln. Das könnte zu einem Nachfrageimpuls führen – insbesondere bei etablierten Qualitätsfirmen.
Auch institutionelle Anleger, die bisher regulatorisch blockiert waren, erhalten nun wieder Zugang. Das könnte insbesondere Aktien mit hoher Marktkapitalisierung und stabilen Erträgen zugutekommen – etwa Nestlé, Novartis, Zurich Insurance oder Partners Group.
Teuer, aber gefragt: Der Reiz der Schweizer Aktien
Viele Schweizer Titel gelten als hoch bewertet – und sind es im relativen Vergleich auch. Doch genau das macht sie für langfristige Investoren attraktiv: Qualität hat ihren Preis. In einem von Unsicherheit geprägten Umfeld – geprägt von Zinsdebatten, geopolitischen Spannungen und schwachem Wachstum in Europa – gelten Schweizer Firmen als stabiler Hafen.
Die geopolitische Normalisierung mit der EU könnte diese Wahrnehmung zusätzlich stärken. Wer als Investor auf Dividendenstärke, Preissetzungsmacht und Bilanzqualität setzt, wird in der Schweiz weiterhin fündig – und profitiert jetzt wieder von einem uneingeschränkten Zugang.
Fazit: Politisches Signal – strategische Chance für Anleger
Der Streit um die Börsenäquivalenz war mehr Symbolpolitik als echte Marktverwerfung. Doch seine Beilegung schafft Klarheit, Vertrauen und neue Spielräume. Für Anleger ergibt sich daraus eine einfache Erkenntnis: Wer Qualität sucht, darf sich vom Etikett „teuer“ nicht abschrecken lassen. Schweizer Aktien bleiben ein stabiles Fundament in jedem Portfolio – jetzt wieder mit offenem Zugang.